Waldhaus Hildrizhausen lud zum „Fest der Kulturen“ – Enthüllung einer Ackermann-Skulptur
Drei Tage mit unterschiedlichen Gästen, drei Tage voller Begegnungen, drei Tage Feierstimmung am Schönbuchrand. Die Waldhaus Jugendhilfe öffnete zum 60. Jubiläum am vergangenen Wochenende seine Türen, um gemeinsam mit Jugendlichen, Freunden und Bevölkerung die lange Historie der Einrichtung zu feiern.
Von Vanessa Frey vom 10. Juli 2017, Kreiszeitung Böblinger Bote
HILDRIZHAUSEN. Den Auftakt machte am Freitagabend der Nagolder Kabarettist Klaus Birk mit seinem neuen Programm „Liebe dich! Oder du kannst mich mal gern haben!“. Mit seinem Soloprogramm begeisterte er rund 100 Gäste im Festzelt mitten auf dem Waldhaus-Gelände. Ironisch, spöttisch und vor allem schwäbisch – Klaus Brik nahm das Publikum mit auf eine amüsante Reise durch den Alltag und seine heißbeliebte Region. Dabei küsst er die Krise, liebt den Benzinpreis und hat die Kanzlerin zum Fressen gern. „Ein toller und erfrischender Auftakt in unser großes Festwochenende“, zeigte sich Geschäftsführer Hans Artschwager begeistert.
Tags darauf lud das Waldhaus in Kooperation mit der Stiftung Jugendhilfe aktiv und dem Verein für Jugendhilfe zum zweiten Mal zum „Fest der Kulturen“ ein. Ein Tag der für Zusammenführung und Integration steht. Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aus dem gesamten Landkreis kamen gemeinsam mit ihren Betreuen auf das Stammgelände in Hildrizhausen, um zusammen zu feiern. Umrahmt von einem internationalen Buffet und jeder Menge Kultur im Festzelt: von Breakdance bis zu Theater. „Ein Tag mit vielen kulturellen Facetten, der uns auch dieses Jahr sehr große Freude bereitet hat“, erklärt Hans Artschwager.
Highlight des Samstags war die Enthüllung einer monumentalen, 2,5 Tonnen schweren Skulptur, die der Nebringer Künstler Lutz Ackermann gemeinsam mit Waldhaus-Jugendlichen nach knapp eineinhalb Jahren pünktlich fertiggestellt hat. Bereits das zweite Werk des Künstlers, das seinen Platz in der Einrichtung findet. „Die Kombination zwischen Kunst und Pädagogik wird im Waldhaus großgeschrieben“, beschreibt Lutz Ackermann. Sein neues Werk besteht aus einem Säulentrio, jede Säule steht dabei für sich. „Betreuen, helfen, schützen – das sind die Leitmotive der Skulptur, dafür steht auch das Waldhaus.“ Landrat Roland Bernhard zeigt sich vom Werk des Künstlers ebenfalls begeistert und lobt gleichzeitig die Arbeit der Jugendhilfeeinrichtung am Schönbuchrand: „Das Waldhaus leistet meisterliche Arbeit, was immer wieder durch Projekte wie dieses ersichtlich wird.“
Treffen der ehemaligen Mitarbeiter und Waldhaus-Bewohner
Zum emotionalen Höhepunkt kam es am Sonntag beim Tag der offenen Tür. Mittelpunkt dieses Tages war ein großes Ehemaligen-Treffen, bei dem sich Mitarbeiter und Jugendliche aus 60 Jahren Jugendhilfe im Waldhaus wieder in ihrem einstigen Lebensmittelpunkt zusammenfanden. „Die Ehemaligen kamen aus ganz Deutschland zurück nach Hildrizhausen, selbst aus Hannover oder Bremen fanden sie ihren Weg“. Für Hans Artschwager und seine Mitarbeiter ein Tag voller überraschender und freudiger Begegnungen. Und die Ehemaligen begaben sich mit ihrem Besuch auf eine kleine Reise durch die Zeit. Werkstattmeister trafen auf ihre einstigen Auszubildenden, Erzieher auf ehemalige rebellische Jugendliche. Jeder mit seiner eigenen Lebensgeschichte, die das Waldhaus zu einem wichtigen Teil mitgeschrieben hat. „Das Waldhaus hat den Verlauf meines Lebens definitiv bestimmt“, erzählt Werner Koch, einst untergebracht in der Stammeinrichtung, heute noch wohnhaft in Hildrizhausen. Der Tenor aus den zahlreichen Begegnungen war immerfort derselbe: „Wir kommen stets gerne hierher zurück!“ Und das ist wohl das größte Kompliment, dass man aus 60 Jahre Waldhaus Jugendhilfe mitnehmen kann.
Heute Premiere im Mauerwerk Herrenberg: Amir und die Detektive
Mehr oder weniger geplatzt auf der großen Waldhaus-Fete ist die Uraufführung des Stücks „Amir und die Detektive“. Dieses Stück hatten Johannes Storost vom Herrenberger Mauerwerk und der Verein Probs aus Stuttgart fast ein Jahr lang mit immer wieder wechselnden, unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen, die im Waldhaus beschult werden, einstudiert. Doch es gab ein technisches Problem in Hildrizhausen. Zugespielt werden sollen hätten Bilder vom Beamer – die im weißen Festzelt von der grellen Tageshelle aber regelrecht verschluckt wurden. Und so konnte nur eine einzige Szene dargeboten werden.
Macht aber nichts: Das komplette Stück soll heute Abend um 20 Uhr im Herrenberger Mauerwerk Premiere feiern. Handlungsort sind die Mercaden in Böblingen, wo sich die jungen Flüchtlinge auch im echten Leben immer wieder treffen. „Das Stück kann aber eigentich in jedem Einkaufszentrum spielen“, meint Storost. Und wie bei Erich Kästners „Emil und die Detektive“ geht es darum, einen Diebstahl auf eigene Faust aufzuklären. Vorab wird im Mauerwerk ein Film zum 60-jährigen Bestehen der Jugendhilfe Waldhaus gezeigt. Der Eintritt ist frei.