Aktueller Austausch der Landesverbände zu Spielbetrieb und Strukturreform in Hildrizhausen
Weiter mit Abstand, aber persönlich präsent: Zum zweiten Mal haben sich während der Corona-Pandemie die Präsident*innen der Landesverbände des Deutschen Handballbundes getroffen. Nach dem Austausch in Hildrizhausen sagte Hans Artschwager, DHB-Vizepräsident, Sprecher der Landesverbände und Chef des HV Württemberg: „Das war ein sehr schönes und in diesen Zeiten ermutigendes Treffen. Die Zusammenkunft war auch notwendig, um alle wieder auf einen gemeinsamen Stand zu bringen und die Grundlage für den weiteren gemeinsamen Weg zu schaffen.“
Eines der beherrschenden Themen war der Spielbetrieb unter dem Einfluss der Corona-Pandemie. Aufgrund des regional unterschiedlichen Infektionsgeschehens und der auch bedingt durch föderalistische Strukturen verschiedenen Standards und behördlichen Vorgaben ist gerade der verbandsübergreifende Spielbetrieb eine besondere Herausforderung. Artschwager: „Wir wünschen uns sehr, dass dieser Flickenteppich durch einheitliche Regelungen ersetzt wird. Aktuell freut mich persönlich, wie flexibel und verständnisvoll zahlreiche Landesverbände zum Beispiel mit einem Heimrechttausch ihrer Vereine reagieren. Der Dank aller geht auch noch einmal an den Deutschen Handballbund, der mit den umfangreichen Konzeptpapieren ,Return to Play‘ sehr gute Grundlagen für die Vereine geschaffen hat.“
Auch mit der Strukturreform, die bei der Sitzung des Bundesrates am 1. November in Potsdam auf den weiteren Weg gebracht werden soll, setzten sich die Präsident*innen auseinander. „Es war wichtig, dass wir uns nach einigen personellen Wechseln wieder auf Stand gebracht und eigene Beschlüsse in Erinnerung gerufen haben.
Martin Goepfert, ab 1. Oktober hauptamtlicher Leiter des Funktionsbereichs Mitglieder, stellte den Status der Mitgliederentwicklung vor – strukturiert in Aktivitäten des Mitspielens und Mitgestaltens. „Das ist ein sehr umfangreiches Programm und hat die Landesverbände beeindruckt“, sagte Artschwager. „In der Mitgliederentwicklung wird die Strukturreform für alle sehr griffig.“
Der unter der Leitung der Landesverbände stehende Deutschland-Cup mit den jeweiligen Auswahlmannschaften der männlichen und weiblichen Jugend soll im Dezember in Berlin sowie im Januar in Sindelfingen stattfinden. Aufgrund der Corona-Pandemie haben 13 der 22 Landesverbände ihre Teilnahme zugesagt, so dass die bisher notwendige Qualifikation entfallen kann.
Der DHB-Vize spricht über seine Reise nach Magdeburg, den ausgesetzten Spielbetrieb im Handball und die Wohngruppen im Waldhaus Hildrizhausen
Hans Artschwager aus Hildrizhausen ist gerade jetzt, in Zeiten des Coronavirus, an vielen Fronten gefordert: als Vizepräsident des Deutschen Handballbundes, Präsident des Handballverbandes Württemberg und als Geschäftsführer im Waldhaus Hildrizhausen.
Artikel vom 16. März 2020 – 16:18
Von Michael Stierle
Hallo Herr Artschwager, in Ihrer Funktion als Vizepräsident des Deutschen Handballbundes hatten Sie für sich den Besuch des Länderspiels am Freitagabend in Magdeburg vorgesehen, das am späten Donnerstagabend abgesagt wurde. Wo hat Sie die Absage erreicht?
Das stimmt so nicht ganz. Ausgemacht war im Vorfeld des Länderspiels eine Präsidiumssitzung. Die hatte ich auch eingeplant, danach wäre ich aber sofort zurück nach Stuttgart, weil am gleichen Abend der Bezirkstag in Waiblingen stattfinden sollte, hätte mir das Länderspiel also gar nicht angeschaut. Danach aber haben sich die Ereignisse bekanntlich überschlagen. Ich hatte in kürzester Zeit allein 70 Telefon-Nachrichten auf meinem Handy.
Wie sahen denn genau Ihre Reisepläne aus?
Am Donnerstagabend bin ich nach Magdeburg geflogen . .
. . . mit welcher Gefühlslage sind Sie denn ins Flugzeug gestiegen? Die Zwei-Meter-Abstandsregel zu anderen Personen lässt sich dort kaum realisieren.
Na ja, ich bin nicht so erschrocken, hatte auch seit Jahren keine Grippe. Auf Flughäfen geht man größeren Ansammlungen halt aus dem Weg, und im Flieger war immer ein Sitz frei zwischen den Passagieren. Angst ist ein schlechter Ratgeber. Wer nur damit behaftet ist, kann keine rationalen Entscheidungen treffen, wie sie gerade von uns allen gefordert sind.
Was passierte am Freitag in Magdeburg?
Vormittags sollte der DHB-Ausschuss zusammenkommen, am Nachmittag das Präsidium. Wir haben uns dann aber sofort mit allen Präsidiumskollegen zusammengesetzt, um eine gemeinsame Linie wegen der Krise um den Coronavirus zu finden. Dazu haben wir uns auch mit den Kollegen in den Landesverbänden verständigt. In Rheinland-Pfalz beispielsweise wurde bereits begonnen, die Hallen zu schließen. Dazu war auch noch eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern vor Ort, die direkt aus dem Risikogebiet Südtirol kamen und in häusliche Quarantäne überstellt wurden. Man sieht, es ist viel auf einmal passiert. Wichtig war uns, mit einer Stimme zu reden – von der Bundesliga bis zu den Amateuren. Und sich dabei an den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts zu orientieren. Das ist uns mit der Aussetzung des gesamten Spielbetriebs bis 19. April auch gelungen.
Der Handballverband Württemberg, (HVW) dessen Präsident Sie sind, hatte bereits am Vortag in einer Pressemitteilung verkündet, alle Spiele bis einschließlich 19. April einzustellen. Hand aufs Herz, Sie waren auch selbst lange Jahre Trainer: Glauben Sie wirklich, dass die Mannschaften, von denen sicher auch die meisten der Empfehlung folgen, sämtliche Trainingsaktivitäten komplett herunterzufahren, nach diesem 19. April in der Lage sind, von Null auf Hundert wieder in den Spielbetrieb einzusteigen?
Ehrlich gesagt, daran zu glauben fällt mir persönlich in der Tat schwer. Zumal das Robert-Koch-Institut davon ausgeht, dass die Krise ihren eigentlichen Höhepunkt erst im Juni erreichen wird. Entscheidend für uns ist, eine über alle Ligen gemeinsame Lösung zu finden. Dazu braucht es Zeit, um darüber nachzudenken, und die haben wir jetzt erst einmal gewonnen. Dazu gehört, auch mal in die Satzung zu schauen, um festzustellen, ob gewisse Entscheidungen auch vor einem Sportgericht Bestand haben.
Gehört der Abbruch der aktuellen Saison zu den denkbaren Szenarien dazu?
Natürlich. So wie beim Eishockey oder Volleyball, dort wurde ganz konsequent vorgegangen. Diese Lösung suchen wir noch, die für ganz Handball-Deutschland gilt.
Mit welchen Folgen für die Auf- und Abstiegsregelung? Und was heißt das beispielsweise für die geplante Neueinführung einer Verbandsliga bei Männern und Frauen?
Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Nimmt man den aktuellen Tabellenstand, wäre das sicher ungerecht gegenüber den derzeitigen Tabellenletzten. Macht man einen Cut nach der Hinrunde, fängt man mit der Saison 19/20 im September noch einmal von vorne an? Dafür nehmen wir uns jetzt die Zeit. Wichtig ist, wie gesagt, dass die Entscheidung auch gerichtsfest sein wird.
Zum HVW gehören auch zahlreiche Bundesliga-Vereine. Haben Sie von dort schon Rückmeldungen bekommen, wie existenzgefährdend die aktuelle Lage mit auf einen Schlag ausfallenden Zuschauereinnahmen sein kann?
Einzelschicksale sind verständlich, aber in der momentan Situation geht es ausschließlich um die Gesundheit, da muss man vielleicht auch einmal unpopuläre Entscheidungen treffen. Und wenn ich lese, dass es in Stuttgart bis Sonntag 80 Corona-Infizierte gab, wäre es vielleicht doch besser gewesen, das Zweitliga-Spiel des VfB Stuttgart gegen Arminia Bielefeld nicht vor Publikum auszutragen. Ich bin dankbar, mit anderen Präsidenten wie Matthias Schöck vom Württembergischen Fußballverband oder Martin Walter von den Volleyballern in ständigem Austausch zu sein, um gemeinsam Dinge zu überlegen. Dazu gehört auch die Frage von Kurzarbeitergeld gerade bei den Bundesligisten. Außerdem brechen bei allen Vereinen so viele Veranstaltungen und damit auch Einnahmen weg, dass ich mir angesichts der von der Bundesregierung vorgestellten Hilfsmaßnahmen durchaus vorstellen könnte, das Jahr 2019 für die Vereine steuerfrei zu stellen. Das würde ihnen auf jeden Fall helfen.
Ganz anderes Thema: Im Hauptberuf sind Sie Geschäftsführer im Waldhaus Hildrizhausen, eine sozialpädagogische Einrichtung der Jugendhilfe. Wie wirkt sich die derzeitige Ausnahmesituation auf das Zusammenleben dort in den einzelnen Wohngruppen aus?
Im Moment ist es so, dass jeder irgendeinen kennt, der wiederum einen kennt, der aus einem so genannten Risikogebiet kommt. Wir werden die Verhaltensregeln auf jeden Fall verbindlich festlegen, das gilt auch für die Kollegen in der Familienhilfe, die sich vor ihren Besuchen auf jeden Fall noch einmal erkundigen sollen, ob Familienmitglieder derzeit erkrankt sind. Dazu sind wir angehalten, Vorkehrungen für eine eventuelle häusliche Quarantäne zu treffen. Wir können unsere Bewohner ja nicht heim schicken wie die Schulen und Kindertagesstätten das ab Dienstag machen, für sie ist das Waldhaus ihr Zuhause. Ich bleibe aber auch dabei, mit Bedacht an die Sache ranzugehen, auch noch einmal solch simple Dinge wie das Händewaschen einzuüben und in Ruhe entsprechende Mechanismen aufzubauen, sollte sich das Szenario weiter verändern, wovon leider auszugehen ist.
SPD-Kreisrat Hans Artschwager hatte zur Kandidatenvorstellung in das Cafe Fuchsbau nach Hildrizhausen eingeladen. Es entwickelte sich eine interessante Veranstaltung, die zu Beginn allen Kreistagskandidatinnen und Kandidaten ermöglichte Ihre Motivationslagen wie persönlichen Beweggründe zu schildern. Hans Artschwager ging in der Folge auf die wesentlichen aktuellen Themen in der Kreistagsarbeit ein. Er erläuterte, dass sich die SPD seit Jahren u.a. für die Einführung eines Sozialticket im Gremium einsetze, dies aber bisher an den Mehrheitsverhältnissen scheiterte. Die Sozialdemokraten hätten auch die Diskussion einer Kreisbonuscard angestoßen, um Bedürftigen die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben unserer „Hochpreisregion“ zu ermöglichen. Kurz streifte er die Herausforderungen im Bereich einer inklusiven Kindertagesbetreuung, schilderte die steigende Tendenz bei den Schülerzahlen der sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren und die Herausforderungen die der Sanierungsstau an den beruflichen Schulen des Landkreises mit sich bringt. Eine abwechslungsreiche Diskussion entbrannte beim Thema bezahlbarer Wohnraum, der für die Anwesenden zu einem der zentralen sozialen Fragen im Landkreis Böblingen geworden ist.
Mit Günther Wöhler Kreisrat und Allgemeinmediziner aus Leonberg hatte der Spitzenkandidat der SPD der Schönbuchgemeinden einen Kollegen gewinnen können. Er brachte sehr anschaulich den Entwicklungsprozess, wie auch die medizinischen und finanziellen Herausforderungen für das zentrale Klinikum auf dem Flugfeld den Zuhörern näher. Er sprach sich für eine hochwertige wohnortnahe Versorgung in den Krankenhäusern Herrenberg und Leonberg, verzahnt mit ambulanten Angeboten. Er ging auf die immer deutlicher werdende Herausforderung gemeindenahen Versorgung mit niedergelassenen Ärzten und Fachärzten ein. Abschließend diskutierten er mit den Anwesenden über Entwicklungen in der Pflege und bei der Nachfrage auf weitere Hospizplätze im Landkreis Böblingen.
In Hildrizhausen entsteht ein Neubau für das Inobhutnahme-Programm des Landkreises
Von Sandra Schumacher, 02. April 2019, Kreiszeitung Böblinger Bote
HILDRIZHAUSEN. Lautes Hämmern, surrende Maschinen und viele hohe Erdhügel: Wer in Hildrizhausen in der Nähe des Waldhauses unterwegs ist, erkennt schnell, dass sich was tut auf dem Gelände der Jugendhilfe-Einrichtung. Seit November laufen auf der rund 620 Quadratmeter großen Fläche die Bauarbeiten für das neue Gebäude, in dem in zwei Vollgeschossen und einem Dachgeschoss sowohl Verwaltungs- als auch Wohnräume entstehen sollen. Sieben Büros mit bis zu 15 Arbeitsplätzen, Mehrzweck- und Besprechungsräume sowie ein Foyer sind im Erdgeschoss geplant. Hinzu kommen zwei große WC-Räume, die von außen zugänglich sind. „Sie sollen vor allem bei unseren Festen zum Einsatz kommen“, erklärt Waldhaus-Geschäftsführer Hans Artschwager. Über einen separaten Eingang ist das erste Obergeschoss erreichbar, in dem sechs Zimmer für eine neue Wohngruppe für das Inobhutnahme-Programm des Landkreises entstehen sollen. Dieses Programm gilt als Notbremse der Behörden. Dabei werden Jugendliche von ihren Familien getrennt, wenn es zu schweren Konflikten, beispielsweise in Form von Misshandlungen oder sexueller Gewalt kommt.
Herzstück dieses Geschosses wird ein zentraler Raum, in dem sich die Jugendlichen begegnen können sowie eine große gemeinsame Küche. „Diese neue Wohngruppe war der Anlass für das Bauvorhaben“, erläutert Artschwager. Bisher gab es am Hauptsitz der Waldhaus Jugendhilfe neben jeweils acht Wohngruppen-Plätzen für die regulären sowie für die Intensivwohngruppen lediglich zwei Plätze für das Inobhutnahme-Programm.
Vier neue Apartments für Mitarbeiter
„Diese waren in einem separaten Haus direkt neben den anderen beiden Wohngruppen untergebracht“, sagt Artschwager. Das Problem: Die Jugendlichen konnten ihre Betreuer nur mittels eines Notfallknopfes informieren, wenn es zu Schwierigkeiten gekommen wäre. „Nach den bestehenden Regularien dürfen die Jugendlichen nicht separat untergebracht werden, der Notfallknopf war also nur eine Behelfslösung, auf die wir uns für die Übergangszeit geeinigt hatten“, erklärt Artschwager. Im neuen Gebäude soll dieser Situation durch ein weiteres Mitarbeiter-Büro auf derselben Etage Abhilfe geschaffen werden. Im dritten Geschoss sollen schließlich Mitarbeiter oder Jugendliche, die auf dem Markt keine Wohnung finden, in vier neuen Apartments unterkommen. „Auch wir stoßen immer wieder auf das Problem der Wohnungsnot in unserer Region“, so Artschwager.
Auf der Rückseite des Gebäudes – also im Zentrum des Waldhaus-Geländes – soll zudem ein neuer Platz mit Sitzstufen, mehreren großen Bäumen und einer Trinkstelle entstehen, die durch das eigene Wasservorkommen im Boden gespeist wird.
Auf der anderen Seite des Neubaus gibt es künftig einen weiteren Zugang aus Richtung Hildrizhausen zum Waldhaus-Gelände. „Bisher musste man ja immer um das ganze Gelände herumkurven, um zur Verwaltung zu kommen“, sagt Artschwager. Davor sind 47 Parkplätze sowie vier Stellplätze für Wohnmobile angedacht.
Die Planungen des Architekturbüros sehen vor, dass der Neubau im Frühjahr nächsten Jahres bezugsfertig ist. „Ich würde mir wünschen, dass das ganze schneller über die Bühne geht“, betont Artschwager. „Da müssen wir noch einmal ins Gespräch gehen.“
Die SPD Holzgerlingen und Schönbuchlichtung hat ihre Kreistagskandidaten gewählt
KREIS BÖBLINGEN (red). Die SPD im Wahlkreis 7, die Ortsvereine Schönbuchlichtung und Holzgerlingen haben ihre Kandidaten für den Kreistag im Café Fuchsbau in Hildrizhausen gewählt. Eine große Zahl an Mitglieder war gekommen um die Kandidaten zu bestimmen.
Manfred Ruckh aus Waldenbuch leitete die Sitzung. Zuerst hat er zusammen mit seinem Kollegen, Hans Artschwager die wichtigsten Programmpunkte für die Wahl aufgeführt. Er betonte, wie wichtig es angesichts von rechtsradikalen Parteien und Populisten sei, dass die SPD stärker werde. Dann stellten sich die einzelnen Kandidaten mit ihren eigenen Schwerpunkten vor.
Nachdem die beiden Ortsvereine eine gemeinsame, fertige Liste vorgelegt hatten, ging die Wahl schnell über die Bühne. An der Spitze des Wahlvorschlags steht Hans Artschwager, der auch in der vergangenen Periode im Kreistag saß und der extra kurz von der Handball-Weltmeisterschaft, wo er als Präsident des Handballverbandes Württemberg in offizieller unterwegs gewesen ist, nach Hildrizhausen gekommen war.
Auf der Liste der SPD für den Wahlkreis 7 folgen: Waltraud Frasch (Holzgerlingen), Siegfried Müller, Jasmina Volckart (beide Weil im Schönbuch), Ralf Mickeler (Holzgerlingen), Roland Schäufele (Hildrizhausen), Jaime Penno (Holzgerlingen), Valery Bafa’a (Altdorf) und Tayfur Baris (Holzgerlingen). Ersatzkandidat ist Robert Löffler (Weil im Schönbuch).
Der HVW-Präsident aus Hildrizhausen ist bei der Weltmeisterschaft im Einsatz
von Vanessa Frey, 26. Januar 2019, Kreiszeitung Böblinger Bote
Deutschland ist im Handball-Fieber. Volle Hallen, spannende WM-Spiele und herrlich bodenständige Akteure lassen die Herzen der Zuschauer höher schlagen. Mittendrin im Handball-Zirkus: Hans Artschwager aus Hildrizhausen, Geschäftsführer der Waldhaus Jugendhilfe und Präsident des Handballverbandes Württemberg.
HILDRIZHAUSEN. Eben diesen vertrat er in verschiedenen Arenen bei der Weltmeisterschaft, ob in Berlin, München, Köln oder Hamburg. Hans Artschwager war mittendrin und hatte dabei die Möglichkeit, einige interessante Bekanntschaften zu machen.
Als seine Reise vor zwei Wochen begann, stand er allerdings vor dem ersten Hindernis. Aufgrund der Streiks vieler Fluglotsen wurde sein Flug von Stuttgart nach Berlin zum Eröffnungsspiel der deutschen Nationalmannschaft gestrichen. „Da musste ich spontan mit dem Auto fahren, im größten Schneechaos“, berichtet Hans Artschwager schmunzelnd. Von der Bundeshauptstadt ging es anschließend zum südlichsten Austragungsort nach München, dort verbrachte der Hildrizhausener die komplette Vorrunde. Kroatien, Spanien, Island, Mazedonien, Japan und Bahrain kämpften dort um Punkte. „Als Mitglied des DHB-Präsidiums war ich unter anderem für die Verbandspräsidenten der anderen Nationen zuständig“, berichtet der ausgewiesene Handballexperte.
Aber nicht nur Funktionäre schauten in der Olympiahalle vorbei. Bayrische Fußballprofis der jeweiligen Nationen übernahmen in ihrer eigenen Winterpause die Ehrungen der jeweiligen Spieler des Spiels. „So waren beispielsweise Javier Martinez und Niko Kovac vom FC Bayern München zu Besuch, oder auch der Isländer Alfred Finnbogason aus Augsburg. In meinen Augen eine tolle Idee, die eine zusätzliche Begeisterung bei den Zuschauern geschaffen hat“, freute sich Artschwager über die interessanten Begegnungen. Ursprünglich hatten Handballexperten mit dem Standort München als Spielort große Bedenken. Doch die Weltmeisterschaft zog mehr Besucher an als erwartet. „Das lag hauptsächlich an den kroatischen Fans, aber auch die Isländer und die mazedonischen Zuschauer haben für viel Farbe in der Halle gesorgt“, ist der Waldhaus-Geschäftsführer zufrieden, „die Blaskapelle Isar-Spatzen hat das Publikum zusätzlich angeheizt, natürlich auf die ganz eigene, bayrische Weise.“
Doch einer der schönsten Momente für Hans Artschwager ereignete sich während des Spiels Mazedonien gegen Island. „Der Sieger dieser Partie ist in die Hauptrunde eingezogen. Während des Spiels saß ich neben dem isländischen Verbandspräsidenten“, schildert er. Und weiter: „Mitten im Spiel drehte dieser sich zu mir um und schlang mir einen isländischen Fan-Schal um den Hals, das sollte seiner Mannschaft Glück bringen.“ Island gewann, den Schal durfte Hans Artschwager anschließend behalten. „Gegen Deutschland habe ich ihn natürlich nicht getragen“, sagt er lachend.
Denn nachdem die Vorrundengruppe ausgespielt worden war, ging es für den kompletten Tross, bestehend aus Mannschaft und Funktionären, zur Hauptrunde nach Köln. „Da ist eine richtige Welle von München und Berlin in die LANXESS-Arena zur Hauptrunde geschwappt. Der Bann der Weltmeisterschaft war ungebrochen und auch dort waren alle Tickets fast restlos ausverkauft.“ Im Vergleich zum großen Bruder Fußball könne der Handball mit anderen Werten begeistern. „Nahbar, teamorientiert und erfolgreich, diese Merkmale schaffen aktuell eine riesen Identifikation zu unserem Sport“, weiß der Hildrizhausener.
Fans sind noch viel näher an den Emotionen dran als 2007
Selten war der Hype um die deutsche Handballnationalmannschaft so groß. „Wobei das sicherlich auch mit den heutigen Social-Media-Kanälen zu tun hat“, ist sich Hans Artschwager sicher. „Dadurch können die Fans noch größere Emotionen wahrnehmen, als es zum Beispiel 2007 der Fall war.“
Nach einem kurzen Übergang ins Tagesgeschäft im Waldhaus unter der Woche ging es für Hans Artschwager gestern dann auch endlich mit dem Flugzeug zu den Halbfinalspielen nach Hamburg. „Die morgigen Finalspiele kann ich mir natürlich auch nicht entgehen lassen.“ Mit einem Zubringerbus geht es heute schon in Richtung Dänemark zum Austragungsort des Finales in Herning. Für Hans Artschwager ist die Handball-Weltmeisterschaft in Deutschland und Dänemark aber auch schon vor dem Schlussakkord am Sonntagabend ein voller Erfolg: „Wenn man wahrgenommen hat, wie überall über unseren Sport gesprochen wurde, welche Aufmerksamkeit wir aktuell bekommen, dann kann man nur zufrieden sein.“
Waldhaus Hildrizhausen lud zum „Fest der Kulturen“ – Enthüllung einer Ackermann-Skulptur
Drei Tage mit unterschiedlichen Gästen, drei Tage voller Begegnungen, drei Tage Feierstimmung am Schönbuchrand. Die Waldhaus Jugendhilfe öffnete zum 60. Jubiläum am vergangenen Wochenende seine Türen, um gemeinsam mit Jugendlichen, Freunden und Bevölkerung die lange Historie der Einrichtung zu feiern.
Von Vanessa Frey vom 10. Juli 2017, Kreiszeitung Böblinger Bote
HILDRIZHAUSEN. Den Auftakt machte am Freitagabend der Nagolder Kabarettist Klaus Birk mit seinem neuen Programm „Liebe dich! Oder du kannst mich mal gern haben!“. Mit seinem Soloprogramm begeisterte er rund 100 Gäste im Festzelt mitten auf dem Waldhaus-Gelände. Ironisch, spöttisch und vor allem schwäbisch – Klaus Brik nahm das Publikum mit auf eine amüsante Reise durch den Alltag und seine heißbeliebte Region. Dabei küsst er die Krise, liebt den Benzinpreis und hat die Kanzlerin zum Fressen gern. „Ein toller und erfrischender Auftakt in unser großes Festwochenende“, zeigte sich Geschäftsführer Hans Artschwager begeistert.
Tags darauf lud das Waldhaus in Kooperation mit der Stiftung Jugendhilfe aktiv und dem Verein für Jugendhilfe zum zweiten Mal zum „Fest der Kulturen“ ein. Ein Tag der für Zusammenführung und Integration steht. Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aus dem gesamten Landkreis kamen gemeinsam mit ihren Betreuen auf das Stammgelände in Hildrizhausen, um zusammen zu feiern. Umrahmt von einem internationalen Buffet und jeder Menge Kultur im Festzelt: von Breakdance bis zu Theater. „Ein Tag mit vielen kulturellen Facetten, der uns auch dieses Jahr sehr große Freude bereitet hat“, erklärt Hans Artschwager.
Highlight des Samstags war die Enthüllung einer monumentalen, 2,5 Tonnen schweren Skulptur, die der Nebringer Künstler Lutz Ackermann gemeinsam mit Waldhaus-Jugendlichen nach knapp eineinhalb Jahren pünktlich fertiggestellt hat. Bereits das zweite Werk des Künstlers, das seinen Platz in der Einrichtung findet. „Die Kombination zwischen Kunst und Pädagogik wird im Waldhaus großgeschrieben“, beschreibt Lutz Ackermann. Sein neues Werk besteht aus einem Säulentrio, jede Säule steht dabei für sich. „Betreuen, helfen, schützen – das sind die Leitmotive der Skulptur, dafür steht auch das Waldhaus.“ Landrat Roland Bernhard zeigt sich vom Werk des Künstlers ebenfalls begeistert und lobt gleichzeitig die Arbeit der Jugendhilfeeinrichtung am Schönbuchrand: „Das Waldhaus leistet meisterliche Arbeit, was immer wieder durch Projekte wie dieses ersichtlich wird.“
Treffen der ehemaligen Mitarbeiter und Waldhaus-Bewohner
Zum emotionalen Höhepunkt kam es am Sonntag beim Tag der offenen Tür. Mittelpunkt dieses Tages war ein großes Ehemaligen-Treffen, bei dem sich Mitarbeiter und Jugendliche aus 60 Jahren Jugendhilfe im Waldhaus wieder in ihrem einstigen Lebensmittelpunkt zusammenfanden. „Die Ehemaligen kamen aus ganz Deutschland zurück nach Hildrizhausen, selbst aus Hannover oder Bremen fanden sie ihren Weg“. Für Hans Artschwager und seine Mitarbeiter ein Tag voller überraschender und freudiger Begegnungen. Und die Ehemaligen begaben sich mit ihrem Besuch auf eine kleine Reise durch die Zeit. Werkstattmeister trafen auf ihre einstigen Auszubildenden, Erzieher auf ehemalige rebellische Jugendliche. Jeder mit seiner eigenen Lebensgeschichte, die das Waldhaus zu einem wichtigen Teil mitgeschrieben hat. „Das Waldhaus hat den Verlauf meines Lebens definitiv bestimmt“, erzählt Werner Koch, einst untergebracht in der Stammeinrichtung, heute noch wohnhaft in Hildrizhausen. Der Tenor aus den zahlreichen Begegnungen war immerfort derselbe: „Wir kommen stets gerne hierher zurück!“ Und das ist wohl das größte Kompliment, dass man aus 60 Jahre Waldhaus Jugendhilfe mitnehmen kann.
Heute Premiere im Mauerwerk Herrenberg: Amir und die Detektive
Mehr oder weniger geplatzt auf der großen Waldhaus-Fete ist die Uraufführung des Stücks „Amir und die Detektive“. Dieses Stück hatten Johannes Storost vom Herrenberger Mauerwerk und der Verein Probs aus Stuttgart fast ein Jahr lang mit immer wieder wechselnden, unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen, die im Waldhaus beschult werden, einstudiert. Doch es gab ein technisches Problem in Hildrizhausen. Zugespielt werden sollen hätten Bilder vom Beamer – die im weißen Festzelt von der grellen Tageshelle aber regelrecht verschluckt wurden. Und so konnte nur eine einzige Szene dargeboten werden.
Macht aber nichts: Das komplette Stück soll heute Abend um 20 Uhr im Herrenberger Mauerwerk Premiere feiern. Handlungsort sind die Mercaden in Böblingen, wo sich die jungen Flüchtlinge auch im echten Leben immer wieder treffen. „Das Stück kann aber eigentich in jedem Einkaufszentrum spielen“, meint Storost. Und wie bei Erich Kästners „Emil und die Detektive“ geht es darum, einen Diebstahl auf eigene Faust aufzuklären. Vorab wird im Mauerwerk ein Film zum 60-jährigen Bestehen der Jugendhilfe Waldhaus gezeigt. Der Eintritt ist frei.